Die Jagd auf Einwegplastik

Was wäre, wenn wir als Verbraucher die Macht hätten, etwas zu bewegen? Unter dem Druck von Umweltorganisationen, Meinungsführern und Verbrauchern scheinen die Regierungen heute einknicken zu müssen.

Derzeit entfällt fast die Hälfte aller weltweit produzierten Kunststoffabfälle auf den Markt für Verpackungen. Während die weltweite Plastikproduktion seit ihrer Einführung im Jahr 1950 rasant ansteigt (bis heute wurden bereits 9,1 Milliarden Tonnen produziert), versuchen die Regierungen, diese exponentielle Kurve, die unseren Planeten bedroht, zu bremsen. Im Jahr 2022 wurden zahlreiche Maßnahmen zur Bekämpfung von Einwegplastik, dem größten Feind unserer Ozeane, verabschiedet oder treten in Kraft. Ein Überblick über diese Gesetze, die unseren Alltag zum Besseren verändern werden.

FRANKREICH

Strohhalme, Einwegbesteck, Konfetti oder Sandwichboxen – Einwegplastik war bereits im Januar 2020 ins Visier der französischen Regierung geraten. Für 2022 werden die Vorschriften verschärft und Verpackungen für mehr als 30 Obst- und Gemüsesorten verboten. Barbara Pompili, Ministerin für den ökologischen Wandel, möchte mit dieser neuen Maßnahme die Produktion von mehr als einer Milliarde unnötiger Plastikverpackungen für diesen Markt verhindern.

Zwischen 2022 und 2023 werden in Frankreich auch andere Maßnahmen eingeführt, wie z. B. die Installation von Wasserspendern in Bars, Restaurants und Nachtclubs, um die Menge an Plastikflaschen zu reduzieren.

Das von der Regierung festgelegte Anti-Verschwendungsgesetz hat zum Ziel, bis 2040 null Plastikverpackungen zu erreichen.

VEREINIGTES KÖNIGREICH

Das ist kein Witz: Ab dem 1. April 2022 wird das Vereinigte Königreich eine grüne Steuer auf Plastikverpackungen einführen. Die Plastic Packaging Tax, oder PPT, wird auf 200£ (ca. 240€) pro Tonne festgelegt, auf Plastikverpackungen, die nicht eine Mindestgrenze von mindestens 30% recyceltem Inhalt erreichen. Was ist das Ziel? Die Verwendung von mehr recyceltem Kunststoff zu fördern und so die Mittel in den Recyclingketten und bei der Abfallsammlung zu erhöhen.

KANADA

In Kanada führt das Bestreben, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, dazu, dass Plastiktüten, Plastikbesteck, Strohhalme und Bierpackringe bis Ende 2022 verboten werden. Trotzdem ist die Herstellung dieser Produkte für den Export noch immer erlaubt.

Für Steven Guilbeault, Minister für Umwelt und Klimawandel, ist die größte Herausforderung für sein Land nicht so sehr die Produktion von Plastikverpackungen, sondern Kanadas Recyclingsystem: 2016 wurden 3,3 Millionen Tonnen Plastikmüll weggeworfen und weniger als ein Zehntel davon wurde recycelt. Zu diesem Zeitpunkt existierten landesweit nur 12 Recyclingunternehmen. Kanada hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 90 Prozent des Kunststoffabfalls zu recyceln.

INDIEN

Im Jahr 2022 wird die 2021 verabschiedete Gesetzesvorlage “Plastic Waste Management Amendment Rules” in Kraft treten. Die Herstellung, der Import, die Lagerung, der Vertrieb, der Verkauf und die Verwendung von Einwegplastik, wird ab dem 1. Juli 2022 verboten. Dazu gehören Besteck, Strohhalme, Verpackungsfolien (Lebensmittel oder Zigarettenschachteln), Banner aus Plastik oder PVC, Plastikstäbchen…

ABU DHABI

Ein Programm zum Verbot von 15 bis 16 Einwegplastikartikeln wie Plastiktüten, Strohhalmen, Tellern und Besteck könnte bis Ende 2022 in Abu Dhabi verboten werden. Diese Regulierung war bereits für 2020 im Gespräch, wurde aber aufgrund der Gesundheitskrise verschoben.

DIE VEREINIGTEN STAATEN ALS SCHLECHTE SCHÜLER

Am 1. Dezember 2021 wurde ein Bericht mit dem Titel “Reckoning with the US Role in Global Ocean Plastic Waste” von den National Academies of Sciences, Engineering and Medicine (NAS) veröffentlicht, in dem die USA aufgefordert werden, bis Ende 2022 eine nationale Strategie zu schaffen, um ihren Beitrag zu Plastikmüll in den Ozeanen zu reduzieren. Der Bericht empfiehlt unter anderem, die als unzureichend bewerteten Recyclingprozesse und -infrastrukturen massiv auszubauen. Im Jahr 2016 erzeugten die USA mehr Plastikmüll als jedes andere Land und übertrafen damit die Menge aller EU-Mitgliedstaaten zusammengenommen. Hunderte von Organisationen fordern die Regierung Biden mit der Bewegung #PLASTICFREEPRESIDENT ebenfalls dazu auf, bereits in ihrem ersten Amtsjahr konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Die Regierung des neuen US-Präsidenten hat jedoch im November 2021 ihren Willen bekundet, die Plastikplage zu bekämpfen, indem sie unter anderem die Ausarbeitung eines globalen Vertrags zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung der Meere unterstützt.

Kleine Schritte auf globaler Ebene, die zwar erfreulich sind, aber noch nicht schnell genug auf die Dringlichkeit der Klimakrise reagieren, zu der die übermäßige Plastikproduktion als einer der Hauptfaktoren aktiv beiträgt.

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